Exhibition ADAM ADACH Go-Between; 2010 — Galerie nächst St. Stephan

ADAM ADACHGo-Between

Exhibition
Introduction
Walter Seidl, curator, Vienna
Artist TalkDanielle Spera, Director of the Jewish Museum, Vienna, in conversation with Adam Adach
Grünangergasse 1
1010 Vienna
6 Sept30 Oct 2010
Exhibition ADAM ADACH Go-Between; 2010 — Galerie nächst St. Stephan
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Adam Adach thematisiert in seiner Malerei Symbole und Motive aus der Geschichte Polens, welche gleich jeder Narration immer auch auf sich selbst und ihre Konstruktion von Wirklichkeit verweist. In vielen Schichten, die mehrfach übermalt werden, sich teils ver- und teils enthüllen, blitzen so genannte historische Momente auf, Residuen, Reste aus der Vergangenheit, die im weiteren Verlauf eine Umdeutung erfahren und von anderen, oft gegenteiligen Erzählungen in Dienst genommen werden.
 
Adam Adachs Bilder sind voll von Ambiguitäten, ihre paradoxalen Konstruktionen verstören. Sie benennen Momente des kritischen Umschlags in religiöser, politischer und zeitlicher Dimension und die Unmöglichkeit ihrer Repräsentation. Adach verwendet grafische Zeichen, Dreiecke und fünf- oder sechszackige Sterne, und betont den subordinierenden Charakter von Symbolen und die „Migration“ ihrer Bedeutungen zwischen jüdisch christlichem und politischem Gebrauch - als Davidstern und Rosa Winkel. Im Gemälde „Liberation“ wird der Rote Stern als Symbol des Kommunismus assoziiert, jedoch ist seine Mitte, aus der Licht und Befreiung strahlen sollten, mit einem weißen Fragezeichen besetzt. In einer Fotografie überblendet der Rote Stern eine weiße Statuette des Franz von Assisi und lässt in seiner Mitte zwei weiße Vögel frei.
 
Vögel und Engel, ihre geflügelten Verwandten, werden zu unsichtbaren Go-Betweens, sie unterwandern die Machtsphäre des Symbolischen und fungieren als Mittler zwischen der großen Erzählung und privater Mikro-Historie, zwischen den ersten und letzten Dingen, zwischen Leben und Tod. Letzterer kommt als „süßer“ in einer Fotoserie, in der Schädel aus dem Anatomieunterricht in glänzendes Bonbonpapier gewickelt sind, oder als metallisch silbern geharnischte Schädel im Gemälde „Anna’s Brain“ in Rasterform zur Sprache – als Vanitas im Zeitalter des Postmaterialismus. Oder in einem Video, das Adach im winterlichen Warschau in seiner Nachbarschaft von einem missgelaunten, Tauben fütternden Alten kurz vor dessen Tod aufzeichnet.
 
Die Go-Betweens könnten die Zweige und Verzweigungen besetzen, die im Nah-Blick auf einen Baum vorstellbar wären. Drei Bilder mit dem Titel „Genealogy of One Day“, abstrakte Kompositionen, führen deutlich das Datum ihrer jeweiligen Entstehung vor, da der Maler mit einer konzeptuellen Geste einen bestimmten, nicht weiter relevanten und längst vergessenen Tag als Splitter von Konkretion einfügt und die Idee von Genealogie und Stammbaum rhizomatisch untergräbt.
 
Andere Bilder berühren die Residuen aus der Geschichte eher in ironischer Form, die Zeichenhaftigkeit von Architekturen wird ihrer formalen Symbolkraft zitiert und gleichermaßen außer Stand gesetzt. Kontrollposten und Busstation auf der Angarski-Passhöhe im Krimgebirge, Haltepunkt der immer noch weltweit längsten Trolley-Linie, ehemals sowjetisches Vorzeigeprojekt aus den späten 50er Jahren, sind zu einem Wintersportausgangpunkt der Ukraine mutiert. Die nach unten geöffnete Parabel greift, wäre sie verdoppelt, dem Logo von McDonald`s vor. Ein anderes Bild, „Sonnet Krymea (Tatars’ comeback)“, bezieht sich auf zum einen auf die „Krim-Sonnette“ des polnischen Dichterfürsten Adam Mickiewicz (1798 – 1855), zum anderen auf die für ihre legendären Beutezüge gefürchteten Krimtataren, die während des 2. Weltkriegs von den Sowjets nach Zentralasien deportiert worden waren und seit 1989 wieder zurückkommen. Adachs Gemälde mutet lyrisch an, doch in der Weite der Steppe sind kleine Kuben platziert, Andeutungen von Behausungen als Zeichen symbolhafter Wiederaneignung, denn bis jetzt ist es den Remigrierten nicht erlaubt, Anspruch auf ihre alten Gebiete zu erheben. Die Spannung, die Adam Adach zwischen Motiv und Bildtitel aufbaut, wird besonders sinnfällig in der Arbeit „Horse Power“, ein Bild, das das Motiv mit leichter Geste enthüllt: Ein Nylonstore wurde auf die noch feuchte Oberfläche gedrückt und hinterließ ein kaum wahrnehmbares Pferdemuster. So ist es vor allem die Leichtigkeit, die Adam Adach dem Schwergewicht von Geschichte entgegenzusetzen sucht.
Photo
  • Markus Wörgötter

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