Lag der Schwerpunkt von Sheila Hicks künstlerischer Praxis zunächst in der Malerei, so vollzog sich bereits früh eine Verlagerung und Erweiterung ihrer kreativen Tätigkeit zugunsten von weichen, biegsamen Stoffen und Materialien, wobei sie sich von alttradierten Kunstformen inspirieren ließ, zumal aus präkolumbianischer Zeit. Ihre eingehüllten, gewobenen, gestickten, verknüpften oder geflochtenen Werke aus Natur- oder Kunstfasern überschreiten programmatisch bildliche und skulpturale Grenzen, um in neue räumliche Dimensionen vorzustoßen.
Dabei lässt die Künstlerin keine Gelegenheit aus, neue Wege einzuschlagen und mit neuen Mitteln zu experimentieren. Jedes Material, so ihre Auffassung, spreche eine eigene Sprache, die sich aus dessen jeweiligen Eigenschaften ergibt: aus Farbe, Dichte und haptisch-taktiler Qualität. Indem sie innerhalb ein und desselben Werks die verschiedensten – auch unerwarteten, überraschenden – Farbtöne, Texturen und Stoffe zusammenbringt und nebeneinanderstellt, eröffnet sie einen Diskurs, in dem jede Stimme ihren Platz findet und an dem sie auch uns einlädt, teilzunehmen. Denn sie ruft unsere elementarsten visuellen und taktilen Erfahrungen ab, diejenigen, die wir in den ersten Jahren unseres Hierseins erworben haben. Diese im Wesentlichen körper- und sinnesbasierte Urerfahrung stelle einen universellen, menschheitsspezifischen Fundus dar, der allerdings meist verschüttet daliege, ja von der heutigen Gesellschaft eher verdrängt werde. Von dieser inneren, vorbewussten, aus uralten Reminiszenzen gespeisten Welt durchdrungen, aber auch von der in ihrem Œuvre omnipräsenten Naturwelt stark inspiriert, lassen Sheila Hicks' Arbeiten vielfältige Assoziationen anklingen, die eine eigene, unerschöpfliche Poesie entfalten.
Ausgewählte Einzelausstellungen: Musee Industriel de la Corderie Vallois, Notre-Dame-de-Bondeville (2022); The Hepworth Wakefield (2022); MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien (2020); Nasher Sculpture Center, Dallas (2019); Dallas Museum of Art (2019); The Bass Museum of Art, Miami (2019); Centre Pompidou, Paris (2018); Magasin III Jaffa, Tel Aviv (2018); Hayward Gallery, London (2015); Boijmans van Beuningen Museum, Rotterdam (2011); The Museum of Decorative Arts (UPM), Prag (2011); Contemporary Art Center of Virginia, Virginia Beach (1999); Textile Museet, Boras (1994); Stedelijk Museum, Amsterdam (1974); Art Institute of Chicago (1963).
Ausgewählte Museumsammlungen: Centre Pompidou, Paris; Cleveland Museum of Art; Denver Art Museum; Kunsthalle Bielefeld; Musée des Arts Décoratifs, Paris; Museum für Gestaltung, Zürich; Museum of Modern Art, New York; National Gallery of Art, Washington; National Museum of Modern Art, Tokyo; Stedelijk Museum, Amsterdam; Tate Gallery, London; Victoria and Albert Museum, London.
Sheila Hicks erhielt zahlreiche Stipendien, Preise und Titel unter anderem den Lifetime Achievement in Contemporary Sculpture Award des International Sculpture Center (2022), den Ehrendoktortitel der Yale University (2019) und der École des Beaux-Arts Paris (2014), den Lifetime Achievement Award des Smithsonian Institution's Archives of American Art (2010) sowie die Titel Officier des Arts et des Lettres (1993) und Chevalier des Arts et des Lettres (1987) des Ministère de la Culture Paris.