Karin Sanders (*1957 in Bensberg, lebt und arbeitet in Berlin) konzeptuelle Arbeitsweise zeichnet sich durch präzise Eingriffe in bestehende Kontexte aus, die einen Bruch hervorrufen, Gewohntes verschieben, den Blick umlenken. Mit feinem Humor und formaler Klarheit bringt sie Alltägliches in neue Bedeutungszusammenhänge. Ihre Arbeit an der Serie Office Works begann 1992 während eines Arbeitsaufenthalts in New York: Dort stellte sie Blätter aus einem ganz gewöhnlichen Druckerpapierstapel aus, die gefaltet, geknickt, beschriftet, geheftet worden waren; auf ihnen kam das gesamte Repertoire an Schreibtischutensilien zum Einsatz. Bis heute sind auf diese Weise mehr als 1.500 Arbeiten entstanden, in denen Sander alltägliche (Büro-)Materialien in einen neuen, künstlerischen Kontext überführt. Ihre Gesten sind dabei teilweise minimal, teilweise ausladend und das Papier überfrachtend, immer jedoch überraschend und – wortwörtlich – auf den Punkt gebracht. Dabei macht es durchaus den Anschein, als würde sich die Künstlerin mit Leichtigkeit und einem Augenzwinkern durch die oftmals eintönige, aber eben auch zum Künstlerinnendasein dazugehörende, Büroarbeit navigieren. Gleichzeitig können ihre Office Works aber auch als kritischer Kommentar gelesen werden, zu Bürokratie, Effizienzdenken und der oft langweiligen Ästhetik des Arbeitsalltags.
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Karin Sander, KS 2022 16, 2022, binding wire, coated, undulated staples, 21 x 29,7 cm;